Pferde - Osteopathie -
Physiotherapie
Christoph Voßen
Hirudo- /Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie ist eine traditionelle und anerkannte Therapie bei einer Reihe von Humanerkrankungen. Seitdem auch die
Behandlung von Beschwerden der Sport- und Freizeittiere vielen Menschen am Herzen liegt, wird die Blutegeltherapie zunehmend
auch für Behandlungen von Tieren eingesetzt. Vor diesem Hintergrund möchte die DGTH über die Möglichkeiten der Blutegeltherapie
bei Pferden/Großtieren informieren.
Medizinische Blutegel verfügen in ihrem Speichel über eine Reihe von medizinisch wirksamen Substanzen, die während des
Saugvorgangs in die Bisswunde abgegeben werden. Der Blutegel ist somit eine Art biologische Apotheke mit Wirkstoffen, die auch in
Arzneimitteln der Schulmedizin zum Einsatz kommen. Die natürliche Wirkstoffkombination des Blutegels ist jedoch einzigartig. Mit
modernen Analysemethoden konnten in den letzten Jahrzenten viele Wirkmechanismen der Speichelinhalte des medizinischen
Blutegels aufgeklärt werden. Vor diesem Hintergrund wurden Blutegel als Fertigarzneimittel eingestuft und unterliegen den gleichen
Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit, die an alle zulassungspflichtigen Arzneimittel gestellt werden. Die Wirkstoffe
des Blutegels fördern u.a. durch Gerinnungshemmung die lokale Blutzirkulation im Bereich der Ansatzstelle und helfen insbesondere
gegen schmerzhafte Entzündungen. Auch chronische Erkrankungen können in Folge der stark verbesserten Stoffwechselsituation
durch die Blutegeltherapie häufig positiv beeinflusst werden und es entstehen neue Chancen auf Linderung und Heilung.
Bei diesen Großtiererkrankungen können Blutegel wirksam helfen:
- Arthritis / Arthrose (z.B. Schale, Spat)
- Huf-/ Klauenerkrankungen (z.B. Rehe, Mortellaro, Hornfäule, Hufkrebs)
- Erkrankungen des Bänder- und Sehnenapparates (z.B. Sehnen - und Sehnenscheidenentzündungen, Fesselträgerentzündungen,
Kreuzbandbeschwerden, Patellaluxation)
- Gallen (auch Piephacke, Nackenbeule etc.)
- Hufrollenproblematik (Podotrochlose, -itis)
- Wirbelsäulenerkrankungen (Spondylose, Kissing Spines)
- Ataxien (Störungen der Bewegungskoordination)
- Lumbago (Kreuzverschlag)
- Myogolesen (Muskelverhärtung) und Myalgien (Muskelschmerz)
- Druckstellen (Stalle- oder Geschirrdruck)
- Ekzeme (z.B. Sommerekzem, Mauke)
- Phlegmone (Einschuss), Abszesse
- Mastitis (Euterentzündung)
- Wundheilungsstörungen
- Narbenproblematik (auch post-OP)
- Hämatome (Blutergüsse)
- Venenerkrankungen (Thrombose, Thrombophlebitis)
- Lymphangitis
- Zahn- und Kiefererkrankungen
Was passiert bei der Blutegeltherapie?
Eine Behandlung ihres Pferdes/Großtieres dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten. Abhängig von der jeweiligen Indikation ist
häufig eine einmalige Anwendung ausreichend. Zu Behandlungsbeginn wird der Blutegel an der vorgegebenen Hautstelle angesetzt,
saugt sich fest und sägt sich mit seinen Kalkzähnchen vorsichtig in die Haut. Dieser Vorgang ist weitgehend schmerzfrei, da der
Blutegel hierbei wahrscheinlich schmerzlindernde Stoffe abgibt. Im weiteren Verlauf (15 bis 90 Minuten) leitet der Blutegel die
Wirkstoffe beim Saugen in das Gewebe ein und fällt anschließend von alleine ab. Die kleine Bisswunde wird durch den Wirkstoff Calin
(Saratin) 4 bis 12 Stunden offen gehalten und blutet nach. Der heilende Effekt kann nach unterschiedlichen Zeitabständen, oft sogar
unmittelbar im Anschluss an die Behandlung, auftreten und hält häufig monatelang an.
Wie reagiert Ihr Pferd/Großtier auf den Blutegelbiss?
Pferde und Großtiere akzeptieren in der Regel den Blutegelbiss ohne Abwehrreaktionen und tolerieren die Behandlung meist
geduldig. Sie haben im Verlauf der Evolution die heilsame Wirkung des Blutegelbisses in ihrem Instinkt fest verankert. Viele Tiere
dösen bei der Behandlung ruhig vor sich hin.
Welche Nachsorge ist erforderlich?
Wenn sich Verunreinigungen der nachblutenden Wunde verhindern lassen, kann die Wunde offen bleiben.
Welche Risiken bestehen für ihr Pferd/Großtier?
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei der Blutegeltherapie von Tieren sehr selten. Grundsätzlich bestehen Risiken von
Wundinfektionen und allergischen Reaktionen. Darüber hinaus können Erkrankungen des Pferdes/Großtieres vorliegen, bei denen
eine Blutegeltherapie nicht angezeigt ist. Deshalb rät die DGTHA von einer Selbstmedikation ihrer Tiere ab.
Lebensmittelliefernde Tiere
Da zzT. keine für die Tiermedizin zugelassenen medizinischen Blutegel zur Verfügung stehen, muss bei der Behandlung von
lebensmittelliefernden Tieren eine Umwidmung nach § 56 Arzneimittelgesetz erfolgen. Die Umwidmung darf ausschließlich vom
Tierarzt vorgenommen werden.
Quelle: DGTHA